Datengrundlage und Rahmenbedingungen
Wir entwickeln den Öffentlichen Personennahverkehr in unserem Verbundraum weiter. Aber auf welcher Grundlage tun wir das eigentlich? Welche verkehrlichen, sozio-demografischen, finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen haben langfristigen Einfluss auf die Mobilität in unserem Verkehrsgebiet? Und welche akuten, temporären Faktoren gibt es, die wir bei unseren Planungen zwingend berücksichtigen müssen? Wir geben Ihnen einen kompakten Überblick über alle kurz- bis langfristigen Einflussfaktoren.
Der VRR
Den Nahverkehr im VRR zu gestalten heißt, den Nahverkehr in einem Gebiet mit einer sehr heterogenen Landschafts- und Siedlungsstruktur zu gestalten: Unser Verbundgebiet besteht aus einer hoch verdichteten Metropolregion – übrigens einer der einwohnerstärksten in ganz Europa – und den eher ländlich geprägten Regionen in der Peripherie. Entsprechend unterschiedlich sind die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen, die wir bei all unseren Überlegungen berücksichtigen müssen. Insgesamt leben rund 7,6 Millionen Personen in 16 kreisfreien Städten und sieben Kreisen auf einer Fläche von rund 7.307 Quadratkilometern.
Der Verbundraum
Rahmenbedingungen für die Mobilität
Rechtliche Rahmenbedingungen
Keine Sorge, wir ersparen Ihnen die Details. Aber so viel sei gesagt: Das Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr in Nordrhein-Westfalen, kurz ÖPNVG NRW, und die Satzung der VRR AöR, also die Satzung der VRR-Verwaltung, sind die rechtlichen Grundpfeiler unserer Arbeit. Und damit auch des vorliegenden VRR-Nahverkehrsplans 2025. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Gesetze, Pläne, Verordnungen etc. mit Bezug zur Mobilität. Allen, die sich für Details interessieren, empfehlen wir einen Blick in das entsprechende NVP-Kapitel. Einfach klicken und informieren!
Klima- und umweltpolitische Rahmenbedingungen
Genau genommen geht es auch hier um Rechtliches, zumindest teilweise. Nämlich um gesetzlich verankerte Umwelt- und Klimaschutzziele auf Bundes- und Landesebene. Und es geht um die Frage: Welchen Beitrag kann der ÖPNV leisten, damit wir die Klimaschutzziele auch erreichen? Gemeinsam mit den kommunalen ÖPNV-Aufgabenträgern und den Verkehrsunternehmen wollen wir in den nächsten Jahren einen Nahverkehr gestalten, der den anspruchsvollen Vorgaben gerecht wird: einerseits, in dem wir das Angebot im Regionalverkehr und im kommunalen Nahverkehr ausbauen. Und andererseits, indem wir in umwelt- und klimafreundliche Antriebe investieren und die CO2-Bilanz des öffentlichen Verkehrs weiter verbessern. Im VRR-Nahverkehrsplan lesen Sie, um welche Rahmenbedingungen es konkret geht und welche Herausforderungen es gibt.
Finanzielle Rahmenbedingungen
Im ÖPNV ist es wie im Privaten: Alle Dinge, die man benötigt, seien es Produkte oder Leistungen, müssen bezahlt werden. Auch Nahverkehrsleistungen müssen langfristig finanziert werden – und zwar so, dass das Angebot dauerhaft gesichert und perspektivisch im Sinne eines erfolgreichen Klimaschutzes auch ausgebaut werden kann.
Die Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs, bestehend aus dem Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und dem kommunalen Nahverkehr in den Städten und Kreisen (ÖSPV), ruht auf zwei Säulen: den Einnahmen aus dem Verkauf von Nahverkehrstickets und Ausgleichszahlungen der öffentlichen Hand.
SPNV & ÖSPV-Finanzierung
Der SPNV wird finanziert aus
- Zuwendungen des Landes aus der sogenannten SPNV-Pauschale (§ 11 Absatz 1 ÖPNVG NRW)
- Ansprüchen des VRR aus Fahrgeldeinnahmen, sofern wir die Einnahmeverantwortung tragen
- Fahrgeldersatzleistungen, so genannten Surrogaten
- der kommunalen SPNV-Umlage
- sonstigen Erlösen
Der ÖSPV wird finanziert aus
- Ansprüchen der Verkehrsunternehmen aus Fahrgeldeinnahmen
- Fahrgeldersatzleistungen
- Zuwendung des Landes aus der ÖPNV-Pauschale (§ 11 Absatz 2 ÖPNVG NRW)
- der kommunalen ÖPNV-Umlage
- sonstigen Erlösen
Zusätzliche Mittel für die Investitionsförderung
Zusätzliche Mittel für die Investitionsförderung
In eine leistungsstarke Infrastruktur, moderne Betriebseinrichtungen, Services und Fahrzeuge fließen Fördermittel nach §§ 12 und 13 ÖPNVG NRW. Als Zuwendungsgeber für ÖPNV-Investitionsvorhaben nach § 12 ÖPNVG NRW und als Bewilligungsbehörde für Maßnahmen im besonderen Landesinteresse nach § 13 ÖPNVG NRW fördern wir Investitionen von Kreisen, Städten und Gemeinden, öffentlichen und privaten Verkehrsunternehmen, Eisenbahnverkehrsunternehmen oder anderen Nahverkehrsakteuren. Damit sichern wir eine bestmögliche, langfristig orientierte Qualität und Zuverlässigkeit des ÖPNV und verbessern die Verkehrsverhältnisse in der Region.
Sozio-demografische Rahmenbedingungen
Um zu verstehen, wie sich die Nachfrage im ÖPNV entwickelt, haben wir uns eingehend mit der Bevölkerung in unserem Verbundraum beschäftigt. Wie viele Menschen leben eigentlich in unserem Verkehrsgebiet? Wie haben sich die Bevölkerungszahlen seit Ende 2015 entwickelt? Und wie viele Personen werden voraussichtlich im Jahr 2050 im VRR leben? Neben diesen quantitativen Aspekten spielen auch qualitative Aspekte eine wichtige Rolle: Wie wirkt sich beispielsweise der demografische Wandel auf die Altersstruktur in unserem Verbundraum aus? Wie viele Erwerbstätige, Schüler*innen und schwerbehinderte Menschen gibt es? Wie viele Menschen haben ein eigenes Auto? Wo ist die Pkw-Dichte am höchsten? Und welchen Einfluss hat da alles eigentlich auf die Verkehrsmittelwahl der Menschen? In unserem Nahverkehrsplan finden Sie nicht nur detaillierte Antworten auf all diese Fragen, sondern wir ordnen auch ein, welche Bedeutung das Ganze für die Mobilität und den Verkehr in unserem Verbundraum hat. Neben diesen Aspekten auf der Nachfrageseite spielen auch Entwicklungen auf der Angebotsseite eine wichtige Rolle, die vor allem durch die Digitalisierung ermöglicht wurden: beispielsweise DeinRadschloss als digital gesteuerte Fahrradabstellanlagen und On-Demand-Services der kommunalen Verkehrsunternehmen.
Temporäre externe Einflussfaktoren
Abgesehen von den oben erwähnten langfristigen Rahmenbedingungen und Einflussgrößen gibt es einige externe Faktoren, die teils massive Auswirkungen auf die öffentliche Mobilität und Mobilitätsentwicklung haben und für die Nahverkehrsbranche im VRR, in ganz NRW und sogar deutschlandweit eine große Herausforderung darstellen. Denn sie wirken sich nicht nur auf das Angebot aus, sondern beeinflussen auch die Nachfrage nach ÖPNV-Leistungen. Entsprechend wichtig ist es, sich auch mit diesen Faktoren intensiv zu beschäftigen und – wo immer möglich – gemeinsam mit allen Nahverkehrsakteuren und der Bundes- und Landespolitik an Lösungen zu arbeiten.
Welche Faktoren beeinflussen das Angebot und die Leistungsentwicklung?
Der Fachkräftemangel: Um die Mobilität in unserem Verbundraum für eine klimaneutrale Zukunft zu rüsten, müssen wir die Verkehrsleistungen im Regionalverkehr und im kommunalen Nahverkehr nahezu verdoppeln. Dazu brauchen wir Menschen, die im ÖPNV-System arbeiten und es leistungsfähig halten. Bereits heute haben die kommunalen Verkehrsbetriebe und die Eisenbahnverkehrsunternehmen jedoch oftmals Probleme, offene Stellen zu besetzen. Immer öfter fallen Nahverkehrsverbindungen aus, weil nicht genug Fahrer*innen, Werkstattpersonal oder Disponent*innen in den Leitstellen verfügbar sind. Entsprechend wird die Fachkräftegewinnung eine der wichtigsten Aufgaben im ÖPNV der nächsten 20 Jahre sein. Die Branche tut gut daran, ihre Aktivitäten zur Rekrutierung zu bündeln und verstärkt auch die Migration von Personal in den Fokus zu nehmen.
Die Finanzierungsprobleme: Die wirtschaftliche Lage der Verkehrsunternehmen und Verbünde ist schwierig. Die Branche kämpft mit kontinuierlich steigenden Kosten für Personal, Energie, Material und Infrastruktur. Sinkende Fahrgeldeinnahmen durch das für Fahrgäste preislich sehr attraktive DeutschlandTicket verschärfen die Situation zusätzlich. Wenn wir die Verkehrswende vorantreiben und die anspruchsvollen nationalen und internationalen Klimaschutzziele erreichen wollen, dann müssen politische Akteur*innen auf Bundes- und Landesebene gemeinsam die dauerhafte und verlässliche Finanzierung des ÖPNV sichern.
Welche Faktoren beeinflussen die Nachfrage nach ÖPNV-Leistungen?
Gehören Sie zu den Menschen, die von New-Work-Modellen mit Homeoffice und mobilem Arbeiten profitieren? Überlegen Sie vielleicht, aus der Stadt ins Umland zu ziehen, weil innerstädtisch die Mieten zu hoch und die Belastungen durch schlechte Luft und Lärm zu groß sind? Oder möchten Sie vielleicht etwas für Ihre Gesundheit tun und häufiger zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein. Zahlreiche gesellschaftliche Entwicklungen und Trends beeinflussen das Mobilitätsverhalten der Menschen in unserem Verbundraum – und damit auch die Nachfrage nach Nahverkehrsleistungen. Auch sie müssen wir deshalb im Blick haben und eine öffentliche Mobilität gestalten, die Ihren Bedürfnissen bestmöglich gerecht wird.
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